Hier ist meine 1. Etüde mit den drei neuen Aufgaben-Wörtern zu Christianes > Schreibeinladung für die Textwochen 18.19.21 | Wortspende vom Bodenlosz-Archiv.
Die Wörter stiftete Nina mit ihrem Blog ‚Das Bodenlosz-Archiv‘. Sie lauten:
Korsett + rechtsdrehend + dampfen.
Diese Stichworte sind in einem Text mit maximal 300 Wörtern unterzubringen. Glücklicherweise braucht man dabei nicht die Überschrift, erklärende Einleitungen oder warnende Erklärungen mitzuzählen, sonst würde es für mich immer knapp werden, und so auch diesmal:
Sie selbst
Sara drehte sich vor dem Spiegel und begutachtete den Sitz ihres Kleides. Fuhr sie mit den Händen über ihre Hüften, empfand sie diese unter dem Stoff fest und fremd. Shapewear nennen sich die elastischen Miederwaren des 21. Jahrhunderts, die Körperfülle gefällig in Form bringen sollten. Dabei hatten Frauen im 20. Jahrhundert dagegen rebelliert, sich weiterhin mit Korsetts abzuplagen.
Wochenlang hatte sie tapfer kalte, ungezuckerte Joghurts gelöffelt, während sie sich danach sehnte, Spaghetti im Teller dampfen zu sehen, und das alles für diesen Abend, an dem das Kleid sitzen musste, falls sie jemals eine Chance auf einen Mann haben wollte – hatte jedenfalls Klara behauptet, die mit ihr zusammen als zwei gleichgekleidete Brautjungfern eine weitere Freundin zum Altar begleitet hatte.
Inzwischen war es spätabends, und nach Brautmahl und Tanz brauchte Sara dringend ein paar unbeobachtete Momente für sich. Nicht dass ihr Tischherr, dieser Philipp, nicht nett war. Er war lustig, aufmerksam und ein guter Tänzer, wie sie feststellen konnte, als das Brautpaar seine Gäste zum Hochzeitswalzer mit auf die Tanzfläche gebeten hatte. „Ich kann nur rechtsdrehenden Walzer,“ hatte er ihr zugeflüstert, als er ihr seine erfreulich grosse Hand sicher um die Taille legte, und sie gleich in die erste Drehung führte.
Sara musste von da an bei jedem weiteren Tanz immer daran denken, dass er diesen elastischen Panzer bestimmt spürte und schämte sich dafür.
Nun, da sie in der Damentoilette vor dem grossen Spiegel stand, fasste sie einen Entschluss. Sie ging zurück in die Kabine, zog sich vollständig aus und das Kleid wieder an. Sara fühlte sich sofort befreit und wieder sie selbst. Entweder gefiel es ihm so oder sowieso nicht.
Beim nächsten Tanz würde es sich entscheiden, dachte sie und siehe da: am nächsten Abend würden sie gemeinsam Italienisch kochen, und zwar mit Antipasti, Pasta UND Tiramisu!
300 Wörter
Yes!!! Freiheit für die Körperformen!!! Shapewear – ist das wirklich mit dem Korsett vergleichbar, was atemabschnürende Einengung angeht, weißt du das zufällig? Ich dachte, das sei eine sanftere Version … 🤔😉
Danke dir herzlich 😁👍
Sonntagmorgenkaffeegrüße 😁🌥️☕🍩👍
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Die Geschichte ist zwar nicht autobiographisch, aber ich habe so etwas schon mal anprobiert und für fies, befremdlich und absolut daneben befunden, wie so einiges andere, was sich Frauen in den vergangenen Jahrzehnten immer häufiger antun, um im Wettbewerb um die plakativste Erscheinung vornedran zu sein.
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Da bist du mir voraus, danke, das war die Antwort, auf die ich gehofft hatte. 😁👍
(Wettbewerb … phhh)
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Ich habe so Teile auch schon mal ausprobiert , war einfach neugierig – wenn sie am Körper sind, geht es mit dem Einengen, nur sie an den Körper und wieder aus zu kriegen – da kommt man ins Schwitzen und Dampfen und außerdem …irgendwo quillt es trotzdem ,,,, Mit der Vorgaukelei läßt sich halt wunderbar Geld verdienen.
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Zu irgendeiner speziellen Gelegenheit könnte ich mich damit vermutlich arrangieren, liebe Karin, aber im Alltag? Never. Bin ich froh, dass ich aus dem „Wettbewerbsalter“ raus bin! 😉👍
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So ist es!
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Nein, im Gegensatz zu einem schnürbaren Korsett sind diese Dinger tatsächlich echte Folterinstrumente, mit denen man noch nicht mal vernünftig aufs Klo gehen kann. Deshalb habe ich nach der Anprobe festgestellt Spandex Shapewear oder wie sich diese Dinger nennen, sind nichts für mich. Ein Korsett dagegen schon.
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Ich würde beides beides mal spaßeshalber ausprobieren. Korsetts finde ich auf Fotos manchmal ausgesprochen hübsch, habe aber keine Ahnung, wie sich das trägt und ob ich mich darin sehen mag … 😉👍
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Du meinst vermutlich eher Korsagen, die nett dazu verhelfen, sich ein bisschen erotischer zu inszenieren, aber kaum mehr einengen als ein gutsitzender Badeanzug.
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Habe beide Stichworte gerade bei Wikipedia überflogen. Ich meine beides – pure Neugier.
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Neugier ist immer gut 🙂
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😁👍
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An genau diese Art „Gummipelle“ dachte ich.
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Na bitte. Die echten Männer lieben Pasta und Co, keine Modelmaße, da hat Shapewear keine Chance. Fein 😀
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Danke, Matilda! Sie können ja alle mögen, was sie wollen, aber der ganze Zirkus um bestimmte Ideale, denen sich alle unterwerfen, ist einfach mehr entgleist, als ich es in den diesbezüglich viel freieren und natürlicheren 70er / 80er Jahren je für möglich gehalten hätte.
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In den Jahren war so etwas nicht nötig. Entweder man konnte ohne oder ließ es einfach und entschied sich für ein freies Körpergefühl.
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Da hast du ja die neuen Wörter schon hervorragend platziert! Ein mich sehr ansprechende Erzählung. Ich gehöre zur Generation „wirf den BH weg“, erinnere mich noch gut an diese grässlichen Dinger, die spitze harte Tüten unter den passgenau geschneiderten Satin-Tanzkleidern bildeten. Zudem gab es korsettartige Hüftgürtel, um die Nylonstrümpfe zu halten. In der Neuzeit habe ich mir mal ein shapeware gekauft, um ein rotes enges Kleid tragen zu können. Beides trug ich dann auch einmal, sah ja gut aus, aber 😉 blieb schließlich ungenutzt.
Den beiden in der Erzählung meine Sympathie. Antipasti, Pasta und Tiramisu sin sicher beziehungsstiftender als allzu feste Hüften.
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Genau, daran dachte ich auch, an diese Generation von Vorkämpferinnen, die den Frauen ein paar wunderbar freie Jahre verschafft haben, nur leider war es nicht von Dauer, die Spiessigkeit und das Drangsalieren mit Vorbildhaftem und Vorschriften in Äusserlichkeiten ist wider Erwarten stärker zurück als ich mich vorher erinnern kann.
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Ja, zusammen Kochen und Essen ist auf jeden Fall die bessere Basis 🙂
Eine schöne Geschichte! Diese moderne Shapeware ist sicher besser als ein Korsett aus dem 19. Jahrhundert, aber das Anziehen ist ein Kampf und schweißtreibend sind die Dinger auch, gerade beim Tanzen.
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Ja, besser ist es wohl, nur gut auch nicht, auch wenn niemand in Atemnot gerät deshalb. Die Vermittlung der Idee, dass jemand sich solchen und weiteren Unbequemlichkeiten überhaupt unterwerfen sollte, um ein bestimmtes Bild abzugeben. stört mich.
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Gibt es ahapewear auch für Männer? Nicht, dass ich es bräuchte, nur so interessehalber.
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Keine Ahnung, müsste ich auch googeln. Ich weiss nur, dass wohlahbende beleibte Männer im 19.. Jh. gelegentlich auch Fischbein-Korsetts trugen.
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Ach wie furchtbar!
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Man soll das leise Krachen gehört haben, wenn man sich neben der Person befand. 😁
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Da kommt der Kracher des Abends, oder wie wurde er begrüßt?
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Haha, damit hast du ein völlig neues Licht auf die Redensart geworfen.
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