Spargelzeit – zur Schreibeinladung für die Textwochen 18.19.21 | Wortspende v. Bodenlosz-Archiv

2011-05-22 Lüchow Spargelsonntag nami 012A Spargel_nahDies ist nun meine 4. Etüde zu Christianes > Schreibeinladung für die Textwochen 18.19.21 | Wortspende vom Bodenlosz-Archiv.
Die „magischen 3 Wörter“ um die sich alles dreht, stiftete Nina mit ihrem Blog ‚Das Bodenlosz-Archiv‘.
Sie lauten:
Korsett + rechtsdrehend + dampfen.
Diese drei Stichworte sind in einem Text mit maximal 300 Wörtern unterzubringen. Dabei braucht man weder die Überschrift mitzuzählen, noch erklärende die Einleitungen oder eventuelle warnende Erklärungen. Heute ist bei mir wieder alles harmlos, ausser jemand schneidet sich später beim Spargelschälen vor lauter gierigem Appetit in den Finger – die Verantwortung weise ich dann aber von mir!

Spargelzeit

Frau Knisper sass unter dem Infrarotstrahler beim Friseur; sie bekam Aschblond, seit Jahren. Die Mode- und Kosmetik-Tipps der Zeitschrift hatte sie schon durchgeblättert.Bei den Kochrezepten hiess die Überschrift „Spargelzeit!“
Spargel mit Ananas und Granatapfelkernen wollte sie sich nicht vorstellen, grünen Spargel mochte ihr Mann nicht.
Beide fühlten sich der Spargel-mit-Schinken-Tradition verbunden, wie früher, als Spargel nur in wenigen Wochen im Jahr ein Sonntagsessen war. Da brauchte man keine weiteren Variationen.

Aber als sie kürzlich den ersten Spargel des Jahres in den Topf mit kochendem Wasser versenkte und wartete, bis das Wasser wieder zu dampfen begann, dachte sie: „Das ist doch langweilig!“ bevor sie den Topfdeckel auflegte.
Aber sie mochte die altmodisch-heimelig harmonierenden Aromen von Spargel mit Schinken zu Kartoffeln und Sauce Hollandaise auch nicht missen.
Die Zeitschrift hatte einen Lösungsvorschlag, und ihr Mann liebte alles, was in einer Auflaufform aus dem Backofen kam.
Frau Knisper vergewisserte sich, dass gerade niemand in ihre Richtung schaute, riss schnell die bunte Seite heraus und steckte sie in ihre Handtasche.

Erst zuhause las sie weiter. Man brauchte 1 kg Spargelstangen, gekochten oder luftgetrockneten Schinken in Scheiben, 0,5 l Sauce Hollandaise und geriebenen Käse zum Überbacken in der Form. Junge Kartoffeln sollten dazu extra gegart werden – das las sich doch einfach.
Den Spargel schälen und je nach Stangenstärke 10-15 Minuten wie üblich in Wasser mit Salz, Muskat, Zucker und Zitronensaft vorkochen, den Backofen vorheizen.
Anschliessend immer 3 Spargelstangen durch das feste Korsett einer Schinkenscheibe um die Mitte bündeln, alle schön in die gleiche Richtung, links- oder rechtsdrehend, wegen der Optik.
Gleichmässig in die gebutterte Form legen, mit der Hollandaise übergiessen, mit Käse bestreuen und im Ofen bei 200°C 30 Minuten backen, danach in der Form servieren und die Kartoffeln dazu essen.

„Gleich morgen!“ dachte Frau Knisper und freute sich auf das Gesicht ihres Mannes.

300 Wörter

22 Gedanken zu “Spargelzeit – zur Schreibeinladung für die Textwochen 18.19.21 | Wortspende v. Bodenlosz-Archiv

  1. Hey, ein Schinkenkorsett, das ist ja auch eine tolle Idee! Ja, lecker, echt, da besteht Ausprobiergefahr 😉
    Ich seh die ältere Dame heimlich das Rezept aus der Zeitschrift reißen … hihihi 😁
    Abendgrüße, überlegend … 😁🍷🥨🧀🌼👍

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    • Danke, Wortverdreher, der „Vulkanspargel“ war mir gänzlich unbekannt, musste ich googeln und fand, dass es sich um gar keinen echten Spargel mit dem entsprechenden Spargelgeschmack handelt, sondern um ein vollkommen anderes Wildgemüse.
      Ich dachte erst, du meintest einen Wildspargel, wie man ihn früher an spanischen Landstrassen kaufen konnte, dünne grüne Stangen, frisch vom Wegrand.
      Dabei ist der „Spargelchicorée“ eine Wegwarten- und Löwenzahnverwandtschaft, kein Spargelgewächs.
      Ich selbst habe das von dir vorgeschlagene Wildgemüse bei uns noch nie gesehen. Vermutlich ist der Handel im Wendland noch nicht so sehr auf der küchenmodischen Ballhöhe.
      Da man hier in der Region aber richtigen Spargel anbaut (siehe Foto), aus dem der Saft noch herausläuft, wenn man ihn kauft, bleibe ich für dieses Rezept lieber beim Original.

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      • Ja, der Vulkanspargel ist kein richtiger Spargel und dennoch, wenn man es etwas bitter mag, ein herrliches Frühsommergemüse. Ich kannte ihn bis vor kurzem auch nicht, aber der Gemüsehändler meines Vertrauens hat ihn netterweise im Angebot.

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    • Ja, gebratenen Spargel kenen ich auch, das habe ich früher beim Camping mit dem wilden spanischen Spargel und Olivenöl so auf dem einflammigen Gaskocher so kennengelernt., eine schöne Erinnerung. Ich habe es direkt wieder in der Nase 🙂
      Schwarzwurzeln kenne ich auch. Vor einigen Jahren hattenn sie ein Comeback, als auch die Pastinaken wieder in den Fokus kamen, aber jahrelang waren sie kaum käuflich bekommen (ausser im Babygläschen).

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