Ein „Plärrhäfele“ und andere Vexiergefässe – nun aber ganz bestimmt meine letzte ABC-Etüde zu den Textwochen 10 bis 14 ’24!

Die Wortspende zu Christianes > Schreibeinladung für die Textwochen 10 bis 14 ’24 stammt immernoch von mir: Abendbrot, heimatlos, auszeichnen – die 3 Begriffe sind wieder in einen Text von bis zu 300 Wörtern zu verpacken, wobei weder Erklärungen oder die Überschrift mitgezählt werden müssen. Heute ist der letzte Tag, um noch eine Etüde dazu zu veröffentlichen – hier ist meine nun aber bestimmt letzte.

Ein „Plärrhäfele“ und andere Vexiergefässe

2024-03-29 Stable Diffusion KI 00000-322556286 + Puzzleblume H.B. + Impulse + DrabbleworteDas hier zugrunde liegende Bild ist wieder einmal ein KI-Produkt, zufällig entstanden mithilfe von Stichworten zu Gegenständen von Myriades Impulswerkstatt, kombiniert mit den letzten Drabble-Worten von Grinsekatz .

Der Gegenstand erinnert an eine grosse Frühstückstasse mit zweimal zwei maskenartigen Augenöffnungen, so dass sich leicht denken lässt, die zwei Seiten der zweihenkeligen Tasse zeigten, in Anlehnung an die Masken von Komödie und Tragödie, einmal ein Gesicht mit einem Lächeln und, auf der hier nicht sichtbaren Seite, einen traurigen, weinenden Ausdruck.
Die Tasse würde demnach Tränen lachen oder weinen, wollte man sie bis zum oberen Rand aufgiessen oder daraus auf gewohnte Weise trinken. Es wäre eben ein „Plärrhäfele“, was als Allgäuer Dialektwort jemanden beschreibt, dem immer schnell die Tränen kommen, ganz gleich ob zum Weinen oder Lachen.

Um daraus seinen Tee zum Abendbrot zu trinken wäre so eine Tasse nicht geeignet, aber solche Scherz- oder auch Vexiergefässe, die sich dadurch auszeichnen, dass man aus ihnen nicht ohne den richtigen Trick* zu trinken vermochte, stehen in einer jahrhundertealte Tradition.
Sehr beliebt waren sie während der Renaissance, also im 16. Jahrhundert. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Formen und aus allen denkbaren Materialien. Einige sind nach einigem Nachdenken doch zum Trinken nutzbar, bei anderen sollen sich die Leute nur zur Unterhaltung aller damit abmühen.

Die Ursprünge sind schwer nachzuverfolgen. Im Web finden sich Beispiele verschiedener Herkunft, aus Dänemark und Italien, Thüringen und den Niederlanden, aber auch England und sogar noch etliche Jahrhunderte früher aus Griechenland, denn auch der sogenannte Pythagoreische Becher oder Tantalos-Becher gehört zu den Vexiergefässen und wurde vom Philosophen und Mathematiker sogar schon im 6. Jahrhundert v. Chr. erfunden.
Ob er nun der erste war, der sich so etwas ausgedacht hat, bleibt wohl noch ungeklärt und somit ist die Tradition, Menschen mit Puzzlebechern, Tropfgläsern, Jungfrauenbechern und weiteren mehr, als heimatlos zu bezeichnen.

(300 Wörter)


*Ob es eine solche Tasse, wie die KI sie gestaltet hat, tatsächlich gibt, weiss ich nicht. Ich würde einen langen Löffel dazu gestalten, der innen hohl wäre und darum als Trinkröhrchen geeignet, ähnlich den Bombilla-Röhrchen für Mate-Tee, aber das ist nur Phantasie, handwerklich fehlt mir dazu die Kenntnis.

13 Gedanken zu “Ein „Plärrhäfele“ und andere Vexiergefässe – nun aber ganz bestimmt meine letzte ABC-Etüde zu den Textwochen 10 bis 14 ’24!

  1. Plärrhäfele ist ein lustiges Wort 😉 Allerdings habe ich so ein Häferl mit Öffnungen, aus dem man nur sehr wenig trinken kann, wenn überhaupt auch noch nicht gesehen. Was sich die KI wohl dabei zusammengerührt hat ?

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    • Ich habe genau diese Variante auch noch nie gesehen. Im Spiel waren die weisse Maske, die Brücke, wie man sieht, „mug“ für Narr, was vom „April fool“ in Variationen kommt, meinem eigenen Stichwort zum 1. April, die Drabble-Schleier sind erkennbar und einiges weitere … so kam eines zum anderen.

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      • Es gibt ja ausnehmend schlichte KI-Bilder, die aussehen wie aus dem Wachturm der Zeugen Jehovas oder aus ganz trashigen Horrormagazinen. Deine sind origineller.

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        • Es gilt wohl immer dasselbe: man muss sich selbst auch einige Mühe mit der Eingabe machen, wenn man ein gutes Ergebnis möchte.

          Ich tüftele eine ganze Weile an den Stichworten, mache mir Mühe, verschiedene Übersetzungsvarianten zu finden, um die Möglichkeiten zu erweitern und lese später eine grosse Anzahl von entstandenen Bildern aus, die nicht zufriedenstellend ausgefallen sind, sei es, weil die KI eben nichts „versteht“ und viele Sinnfehler macht, oder weil das Ergebnis nicht zum angedachte Zweck passt, oder ein Stil zustande gekommen ist, der mir nicht gefällt.

          Einiges ist wirklich reine Geschmacksache und anderes finde ich momentan zwar nicht passend, aber so gut und inspirierend, dass ich Vorräte anlege wie ein Hamster.🙂

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          • Das ist sicher wahr, man muss sich mehr Mühe mit der Eingabe machen als nur einen Titel einzugeben, der dann Klischees produziert.
            Vorratshaltung ist fast immer eine gute Sache, warum sollte das bei KI-Bildern anders sein 🙂 🙂

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  2. Nie gehört, weder das „Plärrhäfele“ (wobei ich beide Teile schon hätte identifizieren können, nicht aber den Ausdruck), noch den pythagoreischen Becher. Aber was du aus der KI rausholst, ist schon interessant – auch wenn es nicht immer mein Geschmack ist, aber das muss ja auch nicht so sein.
    Danke dir für deine letzte Etüde und die überaus ergiebige Wortspende! 😁👍
    Nachmittagskaffeegrüße ☁️🌤️🎶☕🍪

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    • Man kann es im Web nur selten finden, und die Mundart ist irgendwie ausserhalb des Allgäus wenig präsent. Man muss wohl Ureinwohner heiraten, damit man als Aussenstehende über die Jahre umfangreich in den Sprachschatz eintauchen kann.

      Versprochen: heute kommt von mir nix mehr! Ohne Fingerkreuzen.
      ☕🙂

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