Zu Christianes > Schreibeinladung für die Textwochen 08.09.21 | Wortspende von wortgeflumselkritzelkram | Irgendwasistimmer kommen die Stichworte von Sabine (Frau Flumsel) mit ihrem Blog’Wortgeflumselkritzelkram‘: Strickjacke + trügerisch + entdecken. Diese drei Begriffe sind in maximal 300 Wörtern zu verpacken, bei denen Überschrift und Einleitung jedoch nicht mitzählen.
Gisbert zog seinen Schlüssel aus dem Türschloss und schob die Wohnungstür weiter auf.
Befriedigt lauschte er dem leisen Schleifen über den Dielenteppich und der Stille, die ihn im Inneren erwartete, dann trat er ein.
Späte Sonne beleuchtete tanzende Staubpartikel im Viereck der offenen Wohnzimmertür.
Er lehnte die Aktentasche an den Schirmständer, hängte den Mantel über einen Garderobenbügel, das Sakko über einen weiteren, schlang die Krawatte darum, schlüpfte aus den Schnürschuhen, zog die Socken aus und entstaubte mit ihnen das glatte Leder.
Im Schlafzimmer warf Gisbert die Socken in den Buntwäschesack, sein getragenes Oberhemd kam zur Kochwäsche. Zwischen den ordentlich gemachten Betten und dem Fenster erwartete ihn, über einen Stuhl gelegt, seine geliebte Feierabendkleidung: besonders freute er sich auf die vom Tragen weich gewordene Cordhose, die seine Frau schlammbraun nannte und nur für den Hobbykeller erlaubte.
Sie fand Poloshirts und Feincanvashosen mit Bügelfalten leger genug und Partnerlook schick, trug allerdings Seidentücher dazu, Schmuck, Lippenstift und Haarspray, denn “Allzeit präsentabel!” war ihr Motto, falls man draussen Bekannte traf, oder jemand zum Plaudern vorbeikäme, wie meistens, wenn Gisbert heimkehrte. Dann grüsste er kurz, zog die Cordhose an, ging in seinen Hobbykeller und blieb dort, bis der Besuch fort war.
Beim Zuknöpfen des vom Waschen zerknitterten Flanellhemds dachte Gisbert an die geplante Kanadareise und summte leise vor sich hin, schlüpfte barfuss in seine Wildlederslipper und griff nach der beigefarbenen Strickjacke.
Im Keller war es kühl, auch wenn er nur kurz nach dem Rechten sehen wollte, war er sich doch der trügerischen Sicherheit seines provisorischen Tuns durchaus bewusst.
Es brauchte während seiner Reise nur ein dummer, technischer Defekt mit Stromausfall auftreten, dann würden andere Hausbewohner und Nutzer der angrenzend Kellereinheiten als Ursache für einen hässlichen Geruch seine Gefriertruhe entdecken. Er musste bald ein geeignetes Auto leihen, wollte er seine Gemütlichkeit nicht wieder einbüssen.
300 Wörter
😂😂🙈 ups…. tja, Gemütlichkeit geht vor. Grossartig
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Gemütlichkeit und eine schöne schlunzige Cordhose! Danke, auch für diese so phantasieanregende Wortspende 🙂
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Oh, oh. Ob Gisbert wohl plant, gemütlich und in aller Stille alleine zu der Kanadareise aufzubrechen?
Sehr geschickt geschildert 😁👍
Mittagskaffeegrüße 😁⛅🌼☕🍪👍
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Danke, Christiane – das dürfte wohl sein Plan sein. 😁😎
Heisser Kaffe tut not – das ist trotz Sonne ganz schön frisch draussen, wenn man die Winterjacke nicht mehr anhat. Post-☕!
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was tut man nicht alles für etwas mehr Bequemlichkeit …
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Man muss nur erstmal einen Lösungsansatz finden.
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Boah. Düster. Aber gut
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Danke, Hannes!
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Ein schöner Twist – unerwartet und schön böse.
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Danke, Katharina, das freut mich 🙂
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Was ist das für ein Gisbert! Alleine nach Kanada reisen und seine Frau soll in der Gefriertruhe aufs Haus aufpassen???
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Wo denkst du hin! Er will mit ihr ja noch ins Grüne …😎
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Wer’s glaubt ..
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Ups, ach da kommt der Gisbert daher, so ein ganz brav scheinender. Einer, von dem alle sagen würden, was für netter unscheinbarer Nachbar. Und dann … 😊
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Ja! Ein Braver, eigentlich, hat nur zu oft im Keller gesessen.
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