Nicht das Ende – auch wenn es so aussieht

Das triste, graubraune Dämmerlicht der vergangenen Tage steuerte sicher seinen Anteil zu meinen sich steigernden Befürchtungen zum Verlust meines Baumes bei, so dass ich bis zum Termin bereits den Platz vor meinem geistigen Auge völlig leer sah. So schlimm sollte es aber nicht kommen, auch wenn es kein schöner Anblick war, als die Krone der Eiche bis auf die „Zwiesel“-Teilung vollständig abgetragen wurde:

Interessant war, wie opportunistisch die Vögel auf die Arbeiten reagierten: nicht etwa verschreckt, sondern aufmerksam nach Futterchancen Ausschau haltend blieben sie in der Nähe, die Spatzen und Meisen, nutzten die Ast- und Zweighaufen als vorübergehenden Heckenersatz und pickten eifrig an allem herum, als wäre es eine grosse Überraschungsparty.
Auch wenn der Anblick des Schlachtfeldes sehr viel Bedauern auslöst, stellte mir der Baumfachmann in Aussicht, dass die Eiche trotz ihres schon fortgeschrittenen Alters von etwa 60 Jahren wieder austreiben und nach und nach wieder eine Art kleiner Krone bilden könnte, was mich nun sehr gespannt dem Frühling und hoffentlich ersten kleinen Lebenszeichen entgegensehen lässt. Vom allzu grossen Gewicht entlastet, könnten im Laufe der Jahre womöglich sogar die Risse überwachsen, so dass nicht nur relativ kurze Zeit für einen begrünten, aber verfallenden Baumrest gewonnen wäre, sondern der Baum noch lange Zeit am Leben bliebe. Darauf hoffe ich jetzt sehr.
Auch an den beiden folgenden Tagen habe ich weiterfotografiert, aber die bringe ich in weiteren Artikeln. Diese Fotos hier sind im Laufe des 24. Januar 2017 im Garten aufgenommen, Lüchow im Wendland, Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen, zum Vergrössern klickt bitte die kleinen Bilder in der Galerie an.

20 Gedanken zu “Nicht das Ende – auch wenn es so aussieht

  1. Die Spatzen sehen aus, als wollten sie sagen: prima, die neue Hecke, hier ziehen wir ein. Süß auch das Foto, wo der eine Spatz direkt in die Kamera guckt. Er fühlt sich wohl schon ganz daheim 🙂 Ja, interessant, daß sie alle auf Entdeckertour gegangen sind. Es könnten ja ein paar fette Insekten dabei sein….Tja, wäre ja toll, wenn der Baum wieder austreiben würde !! Ich bin mitgespannt !!!

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    • Wenn du mithoffst, dann sage ich ihm das, vielleicht hilft das ja. Ich rede ihm ja auch schon die ganze Zeit gut zu.
      Das war wirklich witzig, wie sich die Vögel sofort angepasst haben. Es hat mir heute direkt leidgetan, als die Äste abgeholt wurden. Aber die „Jungs“ von der Gartenbaufirma haben so gut gearbeitet, dass die eigentlichen Sträucher und Bäumchen alle (fast) unversehrt geblieben sind, und darauf haben sie sich wieder umverteilt. Ohne die schattierende grosse Krone wird der Regen einigen der Sträucher sehr wahrscheinlich ordentlich Schubkraft verleihen, die bisher zu wenig Licht und Regen abbekommen hatten. Momentan ist es ja noch zu kalt – wir hatten immernoch -1°C tagsüber, um irgendetwas Neues zu sehen, aber die Wurzeln arbeiten ja durch, und darum denke ich, wird der Frühling insgesamt spannend.

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      • Ja, sags ihm ! Er hört bestimmt auf dich bzw. uns. Du wirst uns dann ja alles berichten ! – In einem Fernsehbericht hörte ich kürzlich, daß im Wald die Nachbarbäume den einen kranken Baum mitversorgen. Selbst wenn nur noch Wurzeln übrig sind, werden die weiterversorgt und leben so weiter. Aber dafür steht deine Eiche zu allein. Mal sehen, was sie im Frühling vorhat 🙂

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        • Könnte sein, dass sich das auf die Mycele der Pilzarten bezieht, mit denen die Bäume symbiotisch leben, das die dann unterstützend wirken.
          Solche Netze sind manchmal sehr viel grösser als der Baumwurzelbereich, also kann ich mir das schon vorstellen.

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  2. Mich schocken und empören solche Baumamputationen (und erst recht Fällungen) auch immer im ersten Augenblick.
    Ich war dann aber oft anschließend überrascht, wie danach der Baum selbst und/oder die (vorher von ihm „unterdrückte“) Vegetation wieder aufblühte/-grünte(n).
    Solange ein (ehem.) Baum-Standort nicht überbaut, versiegelt, umgepflügt (für intensive Landwirtschaft) o. ä. wird, kann sich die Natur meist gut helfen und regenerieren.

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    • Ja, das Wort „Schock“ ist nicht zu stark. Man sieht so etwas ja auch viel zu oft, ohne dass es wirklich nötig gewesen wäre, sondern bloss „im Weg“.
      Ich hatte keine Wahl, also richte ich meinen Fokus auf die positiven Aspekte, wie die Erholung des bisher beschatteten und ausgetrockneten Bodens, und dass dieser stehengebliebene Rest gute Chancen hat, noch lange weiter Bestand zu haben und als Biotop dienen kann, selbst falls der Austrieb einer neuen Krone zu wünschen übrig lässt.

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  3. Ach ja, das einschneidende Ereignis hatte ich damals sogar ziemlich „live“ (für meine Verhältnisse) mitbekommen und kommentiert …Die Fotos lassen einen immer noch – im ersten Augenblick – zusammenzucken, aber kein Schock mehr …

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    • So ist es. Die Auigenblicke, in denen es mit Zweifeln behaftet geschah und dann mahnend vor einem stand, waren belastend und schlimm. Die Stürme des vergangenen Jahres und Winters haben mich aber darin bestätigt, und dass die Vögel den Baum weiterhin anzunehmen wissen, beruhigt auch noch einmal.

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  4. Die Massnahme hat als richtig bestätigt, denn der Verfall des Baumes offenbart sich durch das Erscheinen von Austern-Seitlingen inzwischen als bereits zweite Stadium fortgeschritten, was den Rückschluss zulässt, dass die Eiche zu diesem Zeitpunkt schon länger und durchgehend geschädigt gewesen sein musste.

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