Taubenschwänzchen am Schmetterlingsflieder

Taubenschwänzchen zu sehen macht glücklich, auch wenn die eiligen Versuche, Bilder vom in viel zu grosser Entfernung zwischen den Zweigen um die Blüten herum huschenden, tagaktiven Nachtfalters zu erhaschen, nur schemenhafte oder bestenfalls teilerkennbare Ergebnisse bringen. Taubenschwänzchen zu beobachten gehört für mich in dieselbe euphorisierende Kategorie wie leuchtende Regenbögen, sehr junge Hunde, Eichhörnchen und Seifenblasen, irgendwoher.

Die Fotos der Bildcollage sind alle vom selben Taubenschwänzchen Macroglossum stellatarum , das ich am Vormittag des 30. Juli 2018 am Schmetterlingsflieder Buddleja davidii beobachtet habe, im Garten, Lüchow im Wendland, Niedersachsen.

Schon im Mai diesen Jahres hatte ich eines zwischen den Blüten eines Flieders entdeckt > siehe Beitrag , ganz in der Nähe des Echten Labkrauts Galium verum, das sich im Garten inzwischen reichlich als Raupenfutter anbietet.Bei den milden Wintern der letzten Jahre ist das Überleben sicher gewährleistet, sie müssen nicht extra von weither anreisen, es könnte Nachwuchs aus dem Garten gegeben haben. Auch in Folge hatte ich in diesem Sommer hier und da den Verdacht, Taubenschwänzchen gesehen zu haben, aber stets nur schemenhaft und allzu schnell verschwunden.

Aus meiner Kindheit in Lüchow kannte ich sie nicht, die 70er Jahre waren hier noch taubenschwänzchenlos.
Kennengelernt habe ich die kolibrihaft schwirrfliegenden Schwärmer weiter im Süden Europas, wo ich sie zuerst in Urlauben beobachtete und später am Lavendel im Garten am Neusiedler See, im Weinbauklima des österreichischen Burgenlandes.
Ihr Erscheinen in meinem norddeutschen Garten ist für mich darum schon etwas Besonderes, nicht nur wegen des „Exotischen“, sondern weil von vielen angenehmen Erinnerungen begleitet noch dazu: darum macht mich ein Taubenschwänzchen zu sehen glücklich.

Während der vergangenen Wochen sind es sogar mehrere geworden, die sich gleichzeitig an den Blüten der Nachtkerzen und der Schmetterlingssträucher zeigen. Das spricht schon dafür, dass sie sich in der Umgebung nicht nur ernähren sondern auch vermehren, es gibt überall in der Feldmark auch Flecken mit weiss blühendem Wiesen-Labkraut oder Klettenlabkraut.
Ein Raupe fand ich übrigens schon vor knapp vier Jahren bei einem Spaziergang am 7. September 2014 auf einem Feldweg zwischen Lüchow und Wustrow im Wendland – > hier ansehen – und hatte daraufhin meine Jungpflanzen vom Echten Labkraut bestellt und noch im selben Monat gepflanzt. Man kann nämlich seinerseits auch die Taubenschwänzchen glücklich machen, indem man nahe der von ihnen bevorzugten Blüten auch Nahrungspflanzen für ihre Raupen anbietet, denn der Energieverbrauch der rastlosen Falter ist bei der Eiablage so hoch, dass sie zwischendurch Nektar tanken müssen – sie brauchen folglich beides möglichst nahe beieinander.

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16 Gedanken zu “Taubenschwänzchen am Schmetterlingsflieder

  1. Inzwischen habe ich drei in Hanau auf dem Dach täglich zu Besuch; mein Geißblatt, das sie über alles lieben, blüht wieder.
    Ich habe sie vor vielen Jahren in Ligurien im Cinque Terre kennengelernt, dort schwirrten sie an den Hängen zu Tausenden herum. Seitdem die Sommer und Winter wärmer werden, wandern sie über die Alpen immer weiter nördlich nach Deutschland, willkommene Migranten -:))))

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    • Geissblatt – das ist bestimmt für sie ein Traum. Zu Tausenden habe ich sie noch nie gesehen. Das muss ja ein Riesen-Erlebnis sein, sie so herumschwirren zu sehen wie hierzulande die Kohlweisslinge.
      Ja, die Klimaveränderung bringt einem so manches näher, und es ist sicherlich Zeit, sich von der Vorstellung lange konstant gewesener Zusammensetzungen von Habitaten und anderen Gewohnheiten zu verabschieden.

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      • Im Cinque Terre kann man oberhalb des Meeres in den Weinbergen wunderbar laufen von einem Ort zum anderen und diese Hänge sind voll mit diesen Schwirrern. Ich dachte ja zuerst, es seien kleine Kolibris, aber im Reiseführer fanden wir dann ihre Beschreibung. Inzwischen ist dieses Gebiet zum Nationalpark geadelt worden. Wir waren damals Ende September dort.

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  2. So ist es. Taubenschwänzchen bei ihrem akrobatischen Kolibri-Tanz zuschauen zu können, ist wahrlich ein Highlight im Garten, das mir zum Glück auch vergönnt ist. Ich habe bis heute nur noch nie versucht sie zu fotografieren, weil das bei ihrem Tempo/Unberechenbarkeit gar nicht so einfach ist… Diese Fotos hier sind aber schon mal sehr gut gelungen. Gratuliere!
    LG Franz

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    • Danke, Franz! Ich glaube, ein ernsthafter Fotograf ist da weniger unbefangen, weil die Annäherung an das Thema über den eigenen technischen Anspruch und die Empfänger-Kriterien der Betrachter, mit denen man später eventuell das Ergebnis teilt, anders beschaffen sind.
      Meine Fotografie ist eben nur so eine Art Singen in der Badewanne 🙂

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